Konzept, Choreografie: Jee-Ae Lim
Performance: Jisun Hagen, Jee-Ae Lim, Kyong Soo Shin-Nolte, Ok-Hi Kim-Wehnes
Dramaturgie: Thomas Schütt, Ida-Elisabeth Larsen
Musik: Kyan Bayani
Lichtdesign: Sandra Blatterer
Bühne: Jonas Maria Droste, Martin Sieweke
Kostüm: Andrea Kränzlin
Produktionsleitung: M.i.C.A. – Movement in Contemporary Art
Dank an Outside-Eye Su-Mi Jang.

 

ALLES UNSICHTBARE FINDET SEINEN PLATZ IN DER ERINNERUNG. Wenn wir uns bewusst erinnern, gewinnt das Unsichtbare zunehmend Körper und Raum. Im Erinnern begegnen wir uns selbst Seite an Seite mit dem Unsichtbaren und sehnen uns nach lebendiger Gestalt. Hier wird ein neuer Körper erschaffen. Und jeder Körper ist eine andere Welt. Was der eine nicht sieht, hat die andere klar vor Augen. Gemeinsames Erinnern kennt keinerlei Symmetrie, kann keine Gewissheit wollen, muss immer neu verhandelt werden. Zwischen Invasion und Liaison pendelt das Gedächtnis aus. Die Vergangenheit ist nicht unantastbar.

Was immer es sei, ein Tanz, ein Gespräch, eine Begegnung, ein Ort, eine Zeit, eine Person – sie bekommen gerade soviel Licht, gerade soviel Gesicht, in etwa diese oder jene Silhouette, wie sie unsre Erinnerung zu schaffen vermag. Alles ist da, selbst der fernste Ort. Alles wohnt demselben Körper inne. Und der weiß. Hier fehlt nichts und nichts ist überflüssig. Es gibt kein Richtig und kein Falsch, es gibt keinen Anfang und kein Ende.

Die Erinnerung war, ist und wird immer genau dort und genau dann sein, von wo, von wann, von wem aus ihr ein Besuch abgestattet wird. Sie ist selbstverständlich da und sie versteht sich selbst am besten. Kontraste sind ihre Sache nicht; Argumente zielen bei ihr gelegentlich ins Leere. Logik wird Wunschdenken.

Versucht man, in ihr einen Punkt zu markieren, macht er unversehens auf und wird zur Fläche, zum Lufthauch, der knapp über die Ebene zieht und dem Unsichtbaren Weite statt Kontur verleiht. So entsteht eine mythische Landschaft, in die fabelhafte Körper aus vergangener Wirklichkeit und in suchender Gegenwart einziehen, die dort auch verweilen mögen. Ein gelobtes Land sieht vermutlich anders aus; aber was würde man lieber Zuhause nennen als solch eine Welt immerwährender Offenheit?
Thomas Schütt

Inspiriert von der Alltagspraxis in transmigrantischen Gesellschaften sucht die Choreografie nach einer universellen Körpersprache.

Inspiriert von koreanischen Migrant_innen der 60er und 70er Jahre widmet sich Jee-Ae Lim der Alltagspraxis in transmigrantischen Gesellschaften. Individuelle Erinnerungen treffen auf das kulturelle Gedächtnis, Vorstellungen von Mobilität und Globalisierung reiben sich mit denen von Heimat und Tradition. Vier koreanische Laien- und Profitänzer_innen erforschen mit traditionellen und zeitgenössischen Tanzsprachen, wie sich diese Gegensätze in unsere Körper einschreiben: Gemeinsam kämpfen sie für eine universelle Körpersprache der Einheit in Vielfalt.

Jee-Ae Lim absolvierte ihren Master in Solo/Dance/Authorship am HZT Berlin. Im Jahrbuch Tanz wurde sie 2014 zur „Hoffnungsträgerin“ und vom Gaeksuk Magazin zur „Young Leading Artist 2015“ gewählt. Zu ihren bedeutendsten Arbeiten zählen New Monster, Golden Age und the trilogy – 10 Years in 1 Minute. In ihrer Arbeit verbindet sie traditionellen koreanischen Tanz mit zeitgenössischen Elementen. Dabei beschäftigt sie sich mit dem Körper als Bewegungsarchiv. Außerdem erforscht sie Konventionen und Stereotype, die aus der Wechselwirkung zwischen kultureller Tradition und etablierter Tanzgeschichte entstanden sind.

 

[Quelle: Abendzettel]

 

https://www.tanzforumberlin.de/produktion/mountain-tree-cloud-and-tiger/